Koala
Koala steht zunächst einmal für Koordinierte Alphabetisierung. Dies bedeutet, dass das Lesen und Schreiben lernen in zwei Sprachen (Herkunftssprache und Zweitsprache Deutsch) vernetzt wird. Da an unserer Schule Herr Dogan und Herr Kücükgöl Herkunftssprachlichen Unterricht in türkischer Sprache erteilen, liegt an unserer Schule der Schwerpunkt auf dem Türkischen.
Koala-Klassen haben Unterricht nach dem ganz normalen Stundenplan. Innerhalb dieser normalen Stundentafel finden 2–3 Stunden Teamteaching im Deutsch- und Sachunterricht mit der Klassenlehrerin und dem Türkischlehrer statt. So kann der Türkischlehrer Kindern, die Lerninhalte leichter über die türkische Sprache aufnehmen können, diese in Kleingruppen noch einmal auf Türkisch erklären. Selbstverständlich ist der Türkischlehrer, genau wie die Klassenlehrerin, auch für alle Kinder der Klasse zuständig und unterstützt auch deutschsprachige Kinder.
In den Koala-Klassen wird nicht nur die türkische Sprache in den Unterricht mit einbezogen, sondern auch alle anderen Sprachen, die die Kinder in der entsprechenden Klasse sprechen. Wichtig: Kölsch ist selbstverständlich auch eine Sprache!
Dies findet immer dann statt, wenn es sich sinnvoll aus den sowieso behandelten Inhalten des Unterrichts ergibt, z.B. beim Buchstabenlernen (siehe unten).
Dies heißt konkret:
Im Deutschunterricht des 1. Schuljahres werden die Buchstaben eingeführt. Ein Buchstabe wird zunächst auf Deutsch gelernt und im Anschluss nennen die Kinder auch Wörter mit diesem Buchstaben aus ihrer Herkunftssprache. Oft entstehen interessante Diskussionen über verschiedene Schreibweisen gleicher Laute in unterschiedlichen Sprachen. So findet ein vertiefter Zugang der Kinder zu den Lauten und Buchstabensymbolen der deutschen und den Lauten der anderen Sprachen statt.
Im Sachunterricht wird besonderer Wert auf das Erlernen von Fachsprache gelegt, d.h. dass zu den entsprechenden Themen in der Klasse Plakate mit „Wortspeichern“ hängen, die die Fachwörter zum Thema, ggf. auch in mehreren Sprachen, enthalten. Die Kinder werden von den Lehrern dazu angehalten, diese Fachwörter zu verwenden, wenn sie sich zum Thema äußern.
Im Herkunftssprachlichen Unterricht Türkisch werden die Themen des Regelunterrichtes vorbereitet. So lernen die Erstklässler die zu erlernenden Buchstaben zunächst auf Türkisch kennen und können dann im Regelunterricht aktiver teilnehmen, weil sie schon auf Vorwissen zurückgreifen können. So kann das Niveau der Klasse insgesamt gehoben werden.
Die Zweit- bis Viertklässler greifen die grammatikalischen Strukturen aus dem Deutschunterricht auf. Die Themen aus dem Sachunterricht können hier in zwei Sprachen gelernt und so intensiver bearbeitet werden. Auch hier gilt: wenn die Kinder ein Sachunterrichtsthema schon in türkischer Sprache erfahren haben, können sie am Regelunterricht aktiver teilnehmen.
Literarisch kann die Mehrsprachigkeit mit dem Lesen von zweisprachigen Bilderbüchern gefördert werden. Vielfältige Aktivitäten zum Bilderbuch vertiefen die Spracherfahrungen.
Zudem gibt es in den Fächern Musik, Kunst, Religion und Sport viele Möglichkeiten, andere Sprachen und Kulturen einzubeziehen.
Mit dem Koala–Unterricht würdigen, wertschätzen und fördern wir zum einen die vielfältigen Sprachen, die die Kinder an unsere Schule mitbringen. Dies wirkt sich sehr positiv auf das Selbstbewusstsein und das Lernverhalten der Kinder aus. Darüber hinaus erweitern sowohl die Kinder, die Deutsch als Zweitsprache nutzen, als auch die einsprachig Deutsch aufwachsenden Kinder ihren Sprachhorizont und ihren Wortschatz maßgeblich. Durch den Vergleich mit anderen Sprachen wird außerdem die eigene Sprache gefestigt. Die Sprachen der Kinder in den Klassen dienen hier als „Ohrenöffner“. Das Interesse und das Verständnis für andere Sprachen und Kulturen werden maßgeblich gefördert und stellen ein gutes Fundament für das gemeinsame Zusammenleben in Europa und der ganzen Welt dar.
Vorbereitungsklasse (VK) für Seiteneinsteiger
Seiteneinsteiger sind ausländische oder spät ausgesiedelte Kinder und Jugendliche. Sie sind nach Deutschland eingereist und sind in der Regel in ihrem Heimatland bereits zur Schule gegangen und nach deutschem Schulrecht schulpflichtig. Sie sprechen noch kein oder nur unzureichend Deutsch. Darunter sind auch Kinder, die noch alphabetisiert werden müssen. Je nach Herkunftsland ist es möglich, dass Schüler die lateinische Druck- oder Schreibschrift nicht beherrschen. Viele Seiteneinsteiger, insbesondere Flüchtlinge und Asylbewerber, stehen unter erheblichen psychischen und sozialen Belastungen (schwierige familiäre Situation, schlechte Wohnverhältnisse,…). Das Schulamt weist neu eingereisten Schülern einen Platz in den Schulen zu, die eine Seiteneinsteigerklasse führen.
In der VK werden die Kinder täglich im Rahmen einer äußeren Differenzierung für mindestens zwei Unterrichtsstunden in Deutsch als Zweitsprache gefördert und gehen daneben noch zwei bis vier Schulstunden täglich in eine Regelklasse ihres Alters, wo sie integrativ unterrichtet werden.
Seiteneinsteigerklassen sind extrem heterogene Gruppen. Es kann nicht oder nur beschränkt lehrgangsmäßig gearbeitet werden, da die Kinder der Lerngruppe unterschiedliche Lernausgangslagen aufweisen. Insofern bedeutet das für den Lehrer, jahrgangsübergreifend und sehr offen zu unterrichten.
Die Förderung bezieht sich dabei nicht nur auf die Vermittlung der Sprachkenntnisse, sondern auch auf die Förderung der Integration in die Lebenswirklichkeit des neuen Lebensumfeldes der Schüler.
Bei der geringen Schülerzahl der VK machen die Kinder rasch große Fortschritte. Im Vordergrund des Unterrichts stehen Lieder, Bilder, konkrete Alltagsgegenstände, Erzählen, Bildergeschichten, Bilderbücher lesen, Lückentexte, Sätze schreiben, Sprechübungen, Lernspiele, Rätsel, Arbeiten mit Computerlernprogrammen, Erklären von Arbeitsmitteln, Textaufgaben und Basteln für Weihnachten, Ostern, Muttertag und bei anderen Anlässen.
Die Kinder erhalten ein Zeugnis mit dem Zeugniskopf der Regelklasse. Im Zeugnis wird vermerkt, dass sie als „Seiteneinsteiger“ am Unterricht teilnehmen. In der VK ist jedes Kind längstens zwei Jahre.
Das „Rucksack“-Projekt an der Sankt Nikolausschule
Das „Rucksack“-Projekt ist eine koordinierte Sprachförderung und Elternbildung Die arabisch-türkischsprachige Rucksackgruppe ist offen für alle Eltern der Kinder der ersten beiden Schuljahre. Insbesondere sind Eltern mit geringen Deutschkenntnissen willkommen. Die Eltern treffen sich wöchentlich zweistündig in unserer Schule.
Das Ziel der Rucksackgruppe besteht darin, den Eltern Themen des Sachunterrichts näher zu bringen und ihnen gleichzeitig dabei zu helfen, sowohl die Muttersprache als auch die deutschen Sprachkenntnisse zu verbessern. Parallel zu der Elternarbeit in der Rucksackgruppe werden die genannten Themen im Sachunterricht der Kinder der ersten beiden Schuljahre im herkunftssprachlichen Türkischunterricht und der Sprachförderung Deutsch behandelt. Dadurch wird ermöglicht, dass die Kinder sprachbildende Begriffe und Inhalte in der Muttersprache und in der deutschen Sprache sicher beherrschen.
Die Gruppe ist geprägt von einer unterstützenden Atmosphäre. Eine zweisprachig, türkisch-deutsche Stadtteilmutter leitet die Gruppe. Sie selbst ist Mutter eines Kindes an unserer Schule und nimmt an einer wöchentlichen Qualifizierungsmaßnahme der Regionalen Arbeitsstelle zur Förderung von Kindern und Jugendlichen aus Zuwandererfamilien (RAA) sowie an Unterrichtshospitationen bei der Kontaktlehrerin teil.
Die Stadtteilmutter ermutigt die Eltern zu einer intensiven gesellschaftlichen Teilhabe. Sie bietet ihre Unterstützung bei ganz individuellen Fragen an, z.B. Stärkung der Kommunikationsfähigkeit bei Ämterbesuchen sowie der Selbstständigkeit und Förderung sozialer Kontakte.
Dazu werden u.a. außerschulische Lernorte aufgesucht: die Stadtteilbibliothek, Verkehrspolizei und diverse Beratungsstellen.